Stalinismus und kommunistischer Antisemitismus im Film - Der Prager Slansky Prozess.

Format: Vortrag, Lesung, Diskussion
| Dokumentationszentrum Schwerin
Obotritenring 106 | 19053 Schwerin
Veranstalter: Landeszentrale für politische Bildung

Der Prager Slansky Prozess vom Dezember 1952 war unter den osteuropäischen Schauprozessen zu Beginn der fünfziger Jahre der brutalste. Unter unsinnigen Vorwürfen wurden elf hochrangige Politiker zum Tode, drei zu lebenslanger Haft verurteilt. Rudolf Slansky, vordem Generalsekretär der tschechischen KP, dann stellvertretender Ministerpräsident, war der prominenteste von ihnen.

Artur London, einer der Überlebenden, rekapituliert in seinem autobiographischen Bericht „Das Geständnis“ (1968) den Hergang der Untersuchung, sowie die Hintergründe dieses Justizskandals. 1951 verhaftet, wurde Artur London zunächst zu lebenslänglichem Zuchthaus verurteilt, später entlassen. 1963 verließ er die CSSR und übersiedelte nach Paris, wo sein Bericht entstand. Der griechische Regisseur Constantin Costa-Gavras hat die Vorlage (Drehbuch: Jorge Semprún) 1970 mit Yves Montand und Simone Signoret in den Hauptrollen kongenial verfilmt. Was dabei beschrieben wird, ist von alptraumartiger Absurdität und Bedrückung, als wollte man die totalitäre Vision Orwells aus „1984“ beglaubigen: „Die endlosen Säuberungsaktionen, Festnahmen, Folterungen, Einkerkerungen werden nicht als Strafe für wirklich begangene Verbrechen verhängt, sondern dienen lediglich der Austilgung von Menschen, die vielleicht einmal in der Zukunft ein Verbrechen begehen könnten.“

Der 1915 geborene Artur London, überzeugter Kommunist jüdischer Herkunft, Spanienkämpfer und Mauthausen-Häftling, muss erkennen, dass seine Verhaftung durch die tschechoslowakische Geheimpolizei keineswegs irrtümlich erfolgte, sondern von langer Hand lanciert war. Auch der Antisemitismus der Ankläger, von ihnen in den Vorwurf des „Zionismus“ gekleidet, erwies sich nicht als Zufälligkeit. Der Prager Oberfolterer Major Smola drohte Artur London beim verschärften Verhör unmissverständlich: „ Nicht alles, was Hitler getan hat, war richtig, aber er hat die Juden vernichtet, und das war gut. Es sind noch zu viele den Gaskammern entkommen. Was er nicht zu Ende geführt hat, werden wir tun!“ In schrecklicher Verlängerung der Moskauer Prozesse der dreißiger Jahre wird die blutige Kontinuität der stalinistischen Herrschaft behauptet.

Film:
„Das Geständnis“ ein Film von Constantin Costa-Gavras, Italien / Frankreich 1970
Einführung: Dr. Martin Rooney/ Bremen

Eine Veranstaltung des Politische Memoriale e.V. und der Landeszentrale für politische Bildung M-V.