Im Jahr 1968 war die Bundesrepublik eine kleinbürgerliche und autoritäre Gesellschaft. Ehemalige Nazis saßen in hohen Regierungsämtern, die heimgekehrten Väter redeten nicht mit ihren Kindern über das, was geschehen war. Die geplanten Notstandsgesetze mobilisierten Studenten und Gewerkschafter und eine ganze Generation sah das Freiheitscredo der Amerikaner in Vietnam mit Füßen getreten. Dazu kamen die griechische Militärdiktatur, der Mord an Martin Luther King und der Mord an Benno Ohnesorg. Der tödliche Schuss löste die Breitenwirkung der Studentenbewegung aus. Der gesellschaftliche Umbruch 1968 bringt auch die Friedens- und Frauenbewegung in Gang. "Mehr Demokratie", "Frieden schaffen mit weniger Waffen", "Gleichberechtigung für Mann und Frau" – solche Parolen stehen auf den Fahnen und Spruchbändern der "68er-Bewegung" - in Westdeutschland. Und er bringt die Frage: Wie kann ich anders leben?
Auf der anderen Seite des Eisernen Vorhangs in der Tschechoslowakei begann 1968 ein Prozess zur Reformierung des Sozialismus sowjetischer Prägung, der viele Menschen dort erfasste und viele andere aus dem Ostblock hoffnungsvoll dorthin blicken ließ. Auch hier war die Hoffnung: Eine andere Welt ist möglich. Allein, schon die Abschaffung der Zensur im Januar erzürnte Breschnew. Mehrmals ließ er die abtrünnigen Genossen warnen, bevor die Rote Armee im August dann tatsächlich einmarschierte. So sind auf beiden Seiten des Eisernen Vorhangs die Utopien zur Überwindung von Sozialismus bzw. Kapitalismus gescheitert. Westlicherseits haben die Ideen der 68er die Gesellschaft tiefgreifend verändert, östlicherseits überwinterten sie in der Gedankenwelt von Oppositionellen. In unserer diesjährigen Tagung haben wir die Utopien eines Dritten Weges von 1968 zu einem Schwerpunkt gemacht.
P r o g r a m m
Mittwoch, 26.September 2018 (Ort: Hotel am Schlosspark, Heizhaus, Neuwieder Weg 1, 18273 Güstrow)
18:00 Uhr Begrüßung
18:30 Uhr 1968 - europäische Perspektiven, Dr. Jürgen Danyel, Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam
20:00 Uhr Abendessen / Empfang
Donnerstag, 27. September 2018 (Ort: Bürgerhaus Güstrow, Sonnenplatz 1, 18273 Güstrow)
9.30 Uhr Begrüßung und Einführung in die Tagung
9.40 Uhr Die "Ost-68er", Dr. Stefan Wolle, DDR-Museum Berlin
10.20 Uhr SDS / Rudi Dutschke und die DDR, Prof. Dr. Mathias Pfüller, Hochschule Mittweida a.D.
10.50 Uhr 1968 im Bezirk Neubrandenburg, Dr. Frank Wilhelm, Journalist
11.20 Uhr Kaffeepause
11.45 Uhr Der Mythos eines Dritten Weges – Die Diskussion in Ost und West (Podiumsdiskussion)
12.30 Uhr Mittagspause
13.30 Uhr Die Evangelische Kirche der DDR und der Prager Frühling, Dr. Cornelia von Ruthendorf-Przewoski, Pfarrerin
14.00 Uhr Waren 68er Ideen und Gedanken in der 89er Programmatik präsent?, Dr. h.c. Friedrich Schorlemmer, Pfarrer
14.45 Uhr „Versuch, kaputtes Geschirr mit Fünf-Komponenten-Kleber wieder gebrauchsfähig zu machen“, Jan Faktor, Schriftsteller
15.30 Uhr Kaffeepause
16.00 Uhr 68 und seine Nachwirkungen - Podiumsgespräch mit den Referent_innen
17.00 Uhr Ende der Fachtagung
18.00 Uhr Abendessen für die, die in Güstrow bleiben, bzw. sich angemeldet haben.
19.30 Uhr Abendprogramm – Filmvorführung "Die Chinesin" von Jean Luc Godard (F, 1967)
Freitag, 28. September 2018 (Ort: verschiedene Orte in Bützow)
8.30 Uhr Bustransfer vom Hotel Güstrow nach Bützow
9.00 Uhr Begrüßung Bürgermeister Christian Grüschow (angefragt) (Ort: JVA Bützow)
9.15 Uhr Zwangsarbeit im DDR-Strafvollzug, Dr. Tobias Wunschik, Stasi-Unterlagen-Behörde
anschl. Rundgang durch die JVA Bützow
11.00 Uhr Kaffeepause, anschl. Busfahrt zum Krummen Haus
11.30 Uhr Gedenkveranstaltung am Denkmal für die politischen Häftlinge der DDR in den Bützower Gefängnissen
Andacht zum Gedenken: Pastorin Johanna Levetzow und Pastor Andreas Timm,
musikalische Umrahmung: Musikschule Bützow
(Ort: Krummes Haus, Schlossplatz 2, Bützow)
12.30 Uhr Fußweg zum Bützower Hof, anschl. Mittagessen - Bützower Hof (Bützower Hof),
Ende der Tagung
Tagungsmoderation: Andreas Frost, freier Journalist