Jede/r scheint den Begriff zu kennen, PolitikerInnen und PädagogInnen betonen die Wichtigkeit von Medienkompetenz, doch was versteht jede/r darunter?
Laut Wikipedia bezeichnet Medienkompetenz die Fähigkeit, Medien und ihre Inhalte den eigenen Zielen und Bedürfnissen entsprechend sachkundig zu nutzen.
Definitionen findet man heute mehr als einhundert. Seit dem Ende der 1960er Jahren fand die Begrifflichkeit Eingang in den medienpädagogischen Diskurs und damit in die deutsche Sprache. Seit den 1990er Jahren hat Dieter Baackes Definition von Medienkompetenz besondere Bedeutung erlangt; er gliederte den Begriff in vier Dimensionen:
Anfang der 1970er Jahre trug Baacke entscheidend zur Prägung des Begriffes Medienkompetenz bei. In früheren Schriften verwendete er den allgemeineren Begriff der Kommunikativen Kompetenz und stand dem Begriff der Medienkompetenz kritisch gegenüber, da er ihn als „leer“ empfand. Er kritisierte, dass der Begriff nicht aussagt, was man sich unter Medienkompetenz konkret vorzustellen habe und wie man sie vermittele. [1]
Baacke betrachtet Medienkompetenz im Grunde als eine Variante kommunikativer Kompetenz, da Kompetenz für jede Art der Kommunikation und somit auch für mediale Kommunikation als angeboren angenommen wird, im Sinne einer „Fähigkeit, in die Welt aneignender weise auch alle Arten von Medien für das Kommunikations- und Handlungsrepertoire von Menschen einzusetzen“ In Nachfolge Baackes hat Peter Lokk den Begriff insbesondere auf die Teilhabe (Partizipation), Medienkritik sowie Vermittlung praktischer Nutzungskompetenz in Bezug auf die „Neuen Medien“
erweitert. [2]
Andere haben versucht, den Begriff der Medienkompetenz zu spezifizieren. Für sie setzt sich Medienkompetenz aus drei sich ergänzenden Bausteinen zusammen:
M.E. ist allen Definitionen eins eigen: sie verkomplizieren, was zu vereinfachen wäre. Wie aber einfach ausdrücken, was von so vielen so unterschiedlich definiert wurde? Gerade weil doch jede/r meint zu wissen was Medienkompetenz ist?
Fakt ist, Medienkompetenz wird im allgemeinen Sprachgebrauch mehr oder minder gleichgesetzt mit technischem know how über den Umgang mit den verschiedenen Medien, ihrer Nutzung und dem Verständnis von Medieninhalten.
Was jedoch mehr und mehr bewusst wird: Medienkompetenz ist auch die Fähigkeit, Inhalte zu bewerten und einzuordnen. Dazu gehören Voraussetzungen: ein Wertesystem, gute Allgemeinbildung, Interesse an Debatten und eine Streitkultur.
Medienkompetenz wird immer dann angemahnt, wenn es um die sozialen Medien geht. Die Angst vor den sozialen Medien ist genau genommen die Angst vor dem Stammtisch. Vor einem Stammtisch an dem nicht der Bürgermeister, die Kirche und der aufgeklärte Bürger die Meinung beherrschen, sondern der, der gegen alles „von da oben“ wettert. Die sozialen Medien sind nur der Ersatz für einen Ort, aber keine neue Erscheinung. Sie sind Ort derjenigen, die sich abgehängt und nicht verstanden fühlen.
Es gibt starke Zweifel an der Unabhängigkeit der etablierten Medien. Das belegt eindeutig die Studie „Quelle Internet“ im Auftrag der Stiftung Neue Verantwortung zur Nutzung der neuen –oder besser gesagt aktuellen Medien. Weniger Gebildete erreichen einen niedrigen Wert in den Kompetenzen, haben zugleich aber ein überdurchschnittliches Bedürfnis nach sozialen Medien.
Es braucht also Stammtische, an dem so viele Menschen wie möglich Platz haben und die nicht bestimmt werden von kruden Meinungs- und Stimmungsmachern, sondern von sogenannten Gatekeepern. Das können Journalisten sein, aber auch Vertreter von Gewerkschaften, Vereinen, der Kirchen und anerkannten Religionsgemeinschaften.
Darüber hinaus ist die Medienwelt insgesamt kritisch zu begleiten. Wieviel Medien wollen und brauchen wir? Kann es eine demokratische Kontrolle über Medienkonzerne geben? Das Beispiel Twitter ist Mahnung genug.
Die Landeszentrale möchte alle Interessierten einladen, in einen offenen Diskurs über Medienkompetenz zu treten, Schwerpunkte für jetzt und die nahe Zukunft zu setzen und ein Netzwerk für politische Medienkompetenz in Mecklenburg-Vorpommern zu knüpfen.
[1] Baacke (1997, S. 98f.)
[2] Peter Lokk: Computer einsetzen: Schreiben, Gestalten, Organisieren und Kommunizieren mit dem PC. Bonn 1996
[3] Schiersmann u. a. (2002)
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