Die Propaganda sprach blumig von einer "Brücke der Freundschaft zum Lande Lenins", als am 2. Oktober 1986 das größte Verkehrsprojekt der DDR eröffnet wurde. Ost-Berlin und Moskau hatten gemeinsam unter strengster Geheimhaltung eine der wichtigsten strategischen Verbindungen des Kalten Krieges geplant: Die größten Eisenbahnfähren der Welt verbanden Rügen mit der Sowjetunion im 48-Stunden-Takt.
Wolfgang Klietz, Redakteur beim Hamburger Abendblatt, hat die Geschichte dieser spektakulären Linie über die Ostsee recherchiert und die erste Dokumentation über dieses historische Kapitel der 80er-Jahre geschrieben. Im Jahr 2012 erschien darüber sein erstes Buch „Ostseefähren im Kalten Krieg". Bei dem vorliegenden Band handelt es sich um eine umfassend erweiterte und aktualisierte Neuauflage mit vielen neuen Fotos.
Die Schiffe und der Fährhafen in Mukran bei Sassnitz mit seinem Güterbahnhof haben bis 1986 mehr als zwei Milliarden DDR-Mark gekostet. 2000 Menschen arbeiteten auf dem Komplex mit seinen 120 Kilometer langen Gleisanlagen. Für die Arbeiter und ihre Familien wurden auf Rügen neue Häuser mit 1200 Wohnungen gebaut.
Vor allem die sowjetische Seite nutzte die Fähre für Militärgüter und transportierte mit den Schiffen auch Atomwaffen. Erst nach der Wende erfuhr die Öffentlichkeit, dass beim Bau der fünf Fähren auf der
Mathias-Thesen-Werft in Wismar unter Deck geheime Truppentransporträume eingerichtet worden waren. Dort gab es Platz für 300 Soldaten.
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