Walter Mühlhausen

Ein Tor für die deutsche Fußballheschichte - Jürgen Sparwassers 1:0

Erfurt 2024 | 36 Seiten | LpB Thüringen Verwaltungspauschale

Der 1:0-Sieg der DDR im Spiel gegen die Bundesrepublik Deutschland bei der WM 1974 blieb im Gedächtnis der Deutschen auf beiden Seiten haften – jedenfalls bei den Zeitgenossen, die es bewusst (mit) erlebt haben. Es wurde zu einem Fixpunkt der Erinnerungskultur auf beiden Seiten der Mauer und nach deren Fall in Gesamtdeutschland. Nicht jedoch bei den Nachgeborenen. So darf das Foto vom Tor Jürgen Sparwassers getrost zu den Bildern des Jahrhunderts gezählt werden.

Mit dem Treffer katapultierte sich der Magdeburger Stürmer, wie der „Kicker“ schrieb „in die Geschichtsbücher des Fußballs“. Mehr Politisches oder gar Klassenkämpferisches sollte man aber nicht hineininterpretieren. Schon gar verbietet es sich, das Match als Kampf der Gesellschaftssysteme zu etikettieren. Es war ein Spiel, das im Moment und ein wenig darüber hinaus sicher für Freude und Stolz beim eingefleischten DDR-Fußballfall sorgte. Seine dauerhafte Bedeutung erhielt Sparwassers Treffer dadurch, dass es das einzige Tor in einem offiziellen Duell zwischen den beiden Nationalmannschaften und der Siegtreffer des Außenseiters war. Und das ausgerechnet bei der WM in der Bundesrepublik. Vielleicht trifft der erste ständige Vertreter der Bundesrepublik in der DDR, Günther Gaus, rückblickend den Kern der Sache: „Sparwassers Tor jedoch schuf dann vorübergehend aus dem Sein der DDR ein Selbstbewusstsein.“ Das galt zumindest uneingeschränkt in fußballerischer Hinsicht.