Die Geschichte des Wehrmachtgefängnisses von 1939 bis 1945 - Anlage, Häftlingsalltag und Spruchpraxis der Militärjustiz - lässt die Bedeutung erkennen, die die nationalsozialistische Diktatur einer ideologisch gefestigten Armee beimaß. Ziel der Wehrmachtjustiz war die Formung eines in der nationalsozialistischen Ideologie idealisierten Soldaten, der sich vorbehaltlos der Militär- und somit der Staatsführung unterordnete. Darüber hinaus zeigte sich im Verlauf des Zweiten Weltkrieges, wie sehr das Schicksal der Inhaftierten von willkürlichen Einschätzungen und den Erfordernissen der Kriegsführung abhing.
Der Bau war einer von acht Wehrmachthaftanstalten im Deutschen Reich. Für 600 Insassen konzipiert, war diese Haftanstalt häufig deutlich überbelegt. Neben vorsätzlichen Schikanen und regelmäßigen harten disziplinarischen Maßnahmen prägte dieser Umstand den Alltag der Insassen. Mehr als 100 Todesurteile wurden hier vollstreckt.
Dieser Band verortet das Wehrmachtgefängnis Anklam innerhalb des Organisations- und Funktionsgeflechts der NS-Militärjustiz auf Basis u. a. lang verschollen geglaubter Gefängnisakten. Die Landeszentrale für politische Bildung Mecklenburg-Vorpommern unterstützt mit ihm die historisch-politische Bildungsarbeit an diesem in Mecklenburg- Vorpommern singulären Gedenkort und erinnert an jene Menschen, die dort Häftlinge waren.