Łódź – von der Industriemetropole zum Kulturzentrum

Format: Studienreise
| Lodz, Polen
Veranstalter: Europäische Akademie MVVolkshochschule des Landkreises RostockproVie Theater e.VSchabernack e.V.Landesverband Sozialpsychiatrie Mecklenburg-Vorpommern e. V.Stasi-Haftanstalt Töpferstraße Neustrelitz e.V.RAA Mecklenburg-VorpommernAnnalise-Wagner-StiftungRegionalzentrum für demokratische Kultur Westmecklenburg

Auf dieser Studienfahr möchten wir Sie mitnehmen auf eine Erkundungstour nach Lodsch. Entdecken Sie zusammen mit uns diese faszinierende Metropole, die wenngleich im Herzen Europas gelegen, kaum bekannt und doch einmaliges Zentrum europäischer Geschichte und Kultur ist. Eine Stadt, die stellvertretend ist für historische und moderne Transformationsprozesse und Zeugnis einer multikulturellen Vergangenheit einerseits und einer europäischen Zukunft auf der anderen Seite.

Kaum eine andere polnische Großstadt steht derart sinnbildlich für die großen Transformationsprozesse des 19. und 20. Jahrhunderts in Europa, wie Łódź bzw. Lodsch.

Erst ab der 1. Hälfte des 19. Jahrhunderts entwickelte sie sich vom Dorf zur größten Textilmetropole Mitteleuropas. Die ca. 800.000 Einwohner zählende Hauptstadt der Woiwodschaft Łódzkie (Lodscher Land) ist mit ihren Fabriken, Palästen und Arbeitersiedlungen noch heute ein einzigartiges Zeugnis für die Zeit der industriellen Revolution mit ihren sozialen, gesellschaftlichen und politischen Umbrüchen.

1820 wurde der Ort zum planmäßig auszubauenden Industriestandort durch die Regierung des zaristischen Königreichs Polens erklärt. In der Folge entstanden riesige Textilfabriken und Werkssiedlungen. Die Industrialisierung führte jedoch nicht nur zu Wohlstand und Aufschwung, sie bedeutete ebenso die Verarmung weiter Teile der Bevölkerung. Dieses neue soziale Spannungsfeld wurde unter anderem vom Nobelpreisträger Władysław Reymont in seinem Roman „Ziemia Obiecana“ (Gelobtes Land) treffend dargestellt. Doch waren es nicht nur die sozialen Unterschiede, die für die Stadt prägend wurden. Bereits zum Ende des Jahrhunderts entwickelte sich Lodsch zu einem Schmelztiegel für Menschen aus ganz Europa und zu einem wichtigen kulturellen Zentrum.

Dieser rasante Aufschwung endete mit dem Ersten Weltkrieg. Das zum Zarenreich gehörende Lodsch wurde zum Kampfgebiet. Mit Ende des Krieges wurde die Stadt zum wichtigen Industriezentrum im neugegründeten polnischen Staat. Eine zweite Transformation setzte ein, die Wirtschaft erholte sich und knüpfte an den Aufschwung der Vorkriegsjahre an.

Im Zweiten Weltkrieg entstand in Lodsch eines der größten Ghettos. Von den Juden, die einst ein Drittel der Gesamtbevölkerung ausmachten, überlebten nur ca. 900 Menschen. Über das Leben im Ghetto Litzmannstadt haben mehrere weltbekannte Schriftsteller und Journalisten, unter anderem Oskar Rosenfeld, Oskar Singer oder Joseph Zelkowicz berichtet. Alle drei wurden im August 1944 in Auschwitz ermordet, ihre Texte wurden nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs in mehreren Sprachen veröffentlicht und trugen maßgeblich zur Aufarbeitung der Schrecken des „Ghettos Litzmannstadt“ bei.

Nach der Befreiung durch die Rote Armee und mit Kriegsende wurde das kaum zerstörte Lodsch bis 1948 Regierungssitz. Die Stadt sollte zur „Musterstadt der Arbeiterbewegung“ ausgebaut werden. Tatsächlich blieb die wirtschaftliche Bedeutung, vor allem im Bereich der Textilindustrie, während der Zeit der Volksrepublik erhalten. Allerdings galten zahlreiche Fabriken bereits in den 1970er Jahren als veraltet, die Arbeitsbedingungen oft als schlecht. Die politische Wende 1989/90 bedeutete auch für Lodsch den Beginn eines erneuten und umfassenden Transformationsprozesses. Die ansässige Industrie erwies sich als nicht-konkurrenzfähig, Arbeitslosigkeit und demographischer Wandel waren die Konsequenz. In den folgenden Jahrzehnten verlor die Stadt ca. 20% ihrer Einwohner.

Seit dem EU-Beitritt sind zahlreiche Greenfield-Investitionen zu verzeichnen. Zahlreiche international tätige Konzerne, wie etwa Dell, Bosch oder Gillette siedelten sich an und trugen zur Transformation der Stadt in eine moderne europäische Metropole bei, die heute neben ihrer wirtschaftlichen Bedeutung, vor allem als Ort der Kultur mit einer Bedeutung bekannt ist, die weit über die Landesgrenzen hinaus strahlt.

 


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