Von der ohnmächtigen Macht des Gewissens. Eine szenische Lesung zur 575 - Jahrfeier der Universität Rostock.

Rostock 1994 | 68 Seiten | Georg Lichtenstein; im Auftrag des Verbandes ehemaliger Rostocker Studenten - VERS kostenfrei

Die Aufarbeitung der letzten 50 Jahre deutscher Geschichte wird die Historiker noch lange beschäftigen. Wie konnte es geschehen, dass die Generation, die den nationalsozialistischen Größenwahn mitgetragen, die menschenverachtenden Auswüchse einer totalitären Herrschaft miterlebt, die furchtbaren Folgen des Zusammenbruchs durchlitten hatte, die nach der Entmachtung der für die Katastrophe Verantwortlichen und der Bestrafung der Schuldigen durch die Siegermächte, nach tiefer Enttäuschung und Ernüchterung an den Aufbau einer neuen demokratischen Gesellschaftsordnung gegangen war, dem Aufkeimen einer neuen Diktatur so wenig Widerstand entgegensetzte.

Wann gingen die Begeisterung, das ehrliche Bemühen, eine neue bessere Ordnung aufzubauen, in Enttäuschung, Resignation, Angst oder in Mitläufertum und neue Schuld und Verstrickung über?

Uns, den Zeitgenossen, den Beteiligten und Betroffenen fehlt die zeitliche Distanz, die Gelassenheit, derer eine unabhängige objektive Wertung bedarf. Unerläßlich für eine spätere abschließende Beurteilung aber ist, dass die Fakten erschlossen, gesammelt, komprimiert und aufbewahrt werden.

Diesem Ziel ist der vorliegende - für eine szenische Lesung anläßlich der 575-Jahr-Feier der Universität Rostock zusammengestellte - Text verpflichtet. Er stützt sich auf Akten der Rostocker Universität, auf Unterlagen der Grundorganisation der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands, des Studentenrates, der Parteileitungen der Fakultäten, des Senats und des Rektorats sowie des Bundesbeauftragten für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der DDR. Ferner wurde ein Beitrag aus einem unveröffentlichten Manuskript und ein für die Lesung geschriebener Erinnerungsbericht aufgenommen.

(aus dem Vorwort von Gerhard Maeß)