Karl Wockenfuß

Streng Vertraulich. Die Berichte über die politische Lage und Stimmung an der Universität Rostock 1955 bis 1989.

2. Auflage | Rostock 2002 | 284 Seiten | Verband ehemaliger Rostocker Studenten (VERS) kostenfrei

Die vorliegende Arbeit umfaßt die Jahre 1955 bis 1989. Ihr liegen die im Archiv der Universität Rostock aufgefundenen und mit „Vertraulich" gekennzeichneten Berichte über die politische Lage und Stimmung an der Universität zugrunde, die dem Staatssekretariat bzw. Ministerium für das Hochschulwesen in Ostberlin jeden Monat erstattet werden mußten. Leider fehlen die Berichte aus den 60er Jahren, nur von 1968 gibt es Unterlagen zum Prager Frühling.

Die Universitäten der DDR waren in besonderem Maße Orte politischer Beobachtung und Indoktrination. Die Vermutung, daß deshalb alle Studenten und Hochschullehrer vom System überzeugt oder gar der Partei voll ergeben waren, geht aber in die Irre. Die Untersuchungen zeigen vielmehr, daß es dem SED-Regime niemals gelungen war, das kritische Denken an den Universitäten ganz auszuschalten. Die Darstellung kann über Rostock hinaus als beispielhaft für alle Hochschulen der DDR gelten.

Dieses Buch entstand durch Zusammenarbeit ehemaliger Rostocker Studenten, die teils in der DDR geblieben waren, teils in die Bundesrepublik hatten flüchten müssen. Gerhard Meinl hat das umfangreiche Material gesichtet und eine Vorauswahl getroffen. Seine jahrzehntelangen Erfahrungen mit dem System in der DDR haben seinen Blick für das Wesentliche geschärft. Karl Wockenfuß wertete die Akten aus. Er ordnete sie nach thematischen Gesichtspunkten und machte Zusammenhänge mit der deutschen und europäischen Zeitgeschichte durch erläuternde Kommentare sichtbar. Anregungen und Hinweise gab auch Karl Schröder. So ergibt sich ein anschauliches Bild von der umfassenden politischen Einflußnahme auf das Leben von Studenten und Hochschullehrern und von deren vielfältigen Versuchen, sich ihr zu entziehen.

(aus dem Vorwort von Hartwig Bernitt)